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Die gesamte Branche brennt
Uwe Foullong, für Finanzdienstleistungen zuständiges Vorstandsmitglied
von ver.di, warnt vor Arbeitsplatzabbau und Standortschließungen bei Banken und Versicherungen.
In den nächsten zwei Jahren werden im deutschen Versicherungsgewerbe rund 20.000 Arbeitsplätze wegfallen,
wenn die Arbeitgeber wahr machen, was sie angekündigt haben. Bis zum Jahr 2008 wäre das jeder zehnte Arbeitsplatz in der Branche mit insgesamt 233.300 Stellen.
"Die gesamte Branche brennt", warnt
Uwe Foullong vom ver.di-Bundesvorstand. Ein Teil der Arbeitgeber habe die Politik des sozialen Konsenses verlassen und würde eine brutale Personalpolitik fahren. Auch andere Versicherer würden jetzt im Windschatten
der Allianz segeln. Das jedoch werde ver.di nicht hinnehmen. Wenn es kein Einlenken des Allianz-Managements gäbe, würden die Warnstreiks weitergehen, die Auseinandersetzung werde noch härter werden. "Wir wollen
Sicherheit für die Beschäftigten", fordert Foullong die Vorstände auf, "den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 2012 und Verhandlungen zur Standortsicherung." Die Beschäftigten hätten das
Vertrauen verloren, und das sei angesichts der großen Gewinne der Unternehmen nicht verwunderlich. Die Allianz erwarte in diesem Jahr einen Gewinn von 6 Milliarden Euro, im letzten Jahr seien 4,4 Milliarden
erwirtschaftet worden. Das Verhalten der Vorstände sei unmoralisch und unverantwortlich. Foullong forderte die Politik erneut auf, tätig zu werden und eine gesetzliche Regelung zu treffen, die Unternehmen mit
Gewinnen betriebsbedingte Kündigungen verbiete. Anderen Versicherungsunternehmen empfiehltl Foullong, dass sie nach einem Triple-A-Rating (AAA) streben sollten. Damit sei nicht die Finanzkraft gemeint, sondern die
Art und Weise, wie der Strukturwandel bewältigt werde: Anders als die Allianz. Als positives Beispiel hob der Gewerkschafter die Karlsruher Versicherung hervor, hier gäbe es einen Haustarifvertrag mit ver.di, der
den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen über mehrere Jahre und Standortsicherungen vorsehe.
Die Einigung zur Mitbestimmung für die neue Europa-AG begrüßt Uwe Foullong indes. Damit sei die Mitbestimmung
in Deutschland, aber auch in Europa gestärkt, das deutsche Mitbestimmungsmodell sei nach Europa exportiert worden. Mit der Verkleinerung des Aufsichtsrates sei er jedoch nicht zufrieden. "Was uns nicht gefällt
und wo wir nicht locker lassen werden, ist die Anzahl von zwölf Aufsichtsratsmitgliedern. Wir werden in den nächsten Jahren immer wieder einen Vorstoß machen, dass man wenigstens auf 14 Mitglieder kommt, damit
zumindest auch die Italiener beteiligt sind", betont der Gewerkschafter.
Auch im Bankgewerbe sei der Personalabbau dramatisch. In den letzten sechs Jahren seien insgesamt 80.000 Stellen vernichtet
worden. Die Commerzbank habe angekündigt, noch weitere 900 Stellen zu streichen, die Allianz-Tochter Dresdner Bank 2500. Es gäbe jedoch Signale der Verhandlungsbereitschaft, - anders als beim Versicherungsgewerbe.
Auch hier seien Aktionen jedoch nicht gänzlich auszuschließen.
Ergebnisse erwarte er erst gegen Ende des Jahres, betonte Foullong.
Bei den Genossenschaftsbanken befände man sich weiter im Tarifkonflikt, da die
Arbeitgeber auf einem schlechteren Tarifabschluss bestünden, als er für die Beschäftigten der privaten und öffentlichen Banken abgeschlossen sei. Ver.di sage zu dieser Spirale nach unten zu Lasten der Beschäftigten
nein, erklärt Foullong. "Wir drängen auf einen Tarifabschluss auf der Basis des privaten und öffentlichen Bankgewerbes, um Dumping auszuschließen und die Beschäftigten der Genossenschaftsbanken nicht
abzukoppeln. Wenn es keine vernünftigen Kompromisse gibt, sind Arbeitskampfmaßnahmen auch hier nicht auszuschließen."
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